Wein:Weinanbauregion Elsass

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Weinregion Elsass
Pinot-blanc-Weinberg bei Riquewihr

Die Weinanbauregion Elsass (frz. Alsace) liegt in der gleichnamigen Region im Nordosten Frankreichs, die sich aus den Départements Bas-Rhin (dt. "Unterelsass") sowie Haut-Rhin (dt. "Oberelsass") zusammensetzt. Ihre Hauptstadt ist Straßburg (frz. Strasbourg). Das Elsass grenzt im Norden und Osten an Deutschland (Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) und im Süden an die Schweiz.

Etwas Geschichte

Die Geschichte des elsässischen Weinanbaus begann wahrscheinlich schon unter den Kelten in vorrömischer Zeit und erlebte mit der Eroberung Galliens durch Caesar (Mitte der 50er Jahre v. Chr.) eine Blütezeit. Nach einem Niedergang mit dem Einfall der Germanen im 5. Jahrhundert endete folgte ein erneuter Aufstieg unter den Merowingern und Karolingern und unter dem Einfluss der Mönchsorden. So genossen die Karolinger große Mengen dieses "kräftigenden Weines, der frohgemuth stimmt". Dokumente aus dem 9. Jahrhundert belegen bereits einen Weinanbau in mehr als 160 Orten. Im Mittelalter zählten die Weine des Elsass zu den kostbarsten Europas. Im 16. Jahrhundert wurde auf einer etwa doppelt so großen Fläche wie heute Wein angebaut. Zahlreiche noch erhaltene Gebäude aus dem Zeitalter der Renaissance zeugen von dieser Blütezeit. Aus dieser Zeit ist auch schon ein erster Ansatz für eine Art AOC zu erkennen. Damals setzte ein Weinbauverband aus Riquewihr einen Erntezeitpunkt fest und bestimmte die anzupflanzenden Rebsorten.

Diese Blütezeit wurde jäh unterbrochen durch den Dreißigjährigen Krieg mit Krieg, Hunger, Plünderungen, Pest und Bevölkerungsschwund sowie dem Rückgang aller Handelsaktivitäten. Es wurden praktisch alle Rebflächen zerstört. Nach Kriegsende erholte sich der Weinbau wieder, und die Anbaufläche stieg auf über 30.000 ha im Jahr 1828. Sodann schrumpfte die Fläche wieder unter dem Einfluss von Reblaus und Rebkrankheiten wie dem Mehltau, des kostengünstigen Eisenbahntransportes und dem zunehmenden Bierkonsum auf eine Fläche von nur noch 9.500 ha, davon 7.500 in der heutigen Appellation, auf einen Tiefststand.

Eine Wiedergeburt erlebte der Weinanbau im Elsass nach dem Ersten Weltkrieg mit der Verpflichtung der Winzer zu einer Qualitätspolitik, in der beschlossen war, die Weine auf Basis "typischer" Reben herzustellen. Diese Bemühungen führten letztlich zur Anerkennung der kontrollierten Herkunftsbezeichnungen Alsace (1962), Alsace Grand Cru (1975) und Crémant d'Alsace (1976). Die Winzer und Händler sind im elsässischen Winzerverband Conseil Interprofessionnel des Vins d'Alsace (CIVA) vereint, der sich für den weltweiten Erfolg und die Vermarktung der elsässischen Weine einsetzt.

Geographie

Das Weinbaugebiet erstreckt sich auf einer Länge von rund 100 km entlang des Rheins etwa vom Rhein-Marne-Kanal nördlich von Straßburg bis Mulhouse (Burgundische Pforte) und liegt am Fuß der Ostflanke der Vogesen. Die Gesamtanbaufläche beträgt 14.500 ha, die sich auf 119 Gemeinden zwischen Straßburg (Departement Bas-Rhin) und Mülhausen (Departement Haut-Rhin) verteilt, wobei Haut-Rhin den besseren Ruf hat. Der Streifen mit den Weinbergen ist nur 1,5 bis max. 3 km breit. Das gesamte Gebiet wird in Süd-Nordrichtung von der ca. 170 km langen Elsässischen Weinstraße, der Route des vins d'Alsace, durchzogen.

Terroir

Das Gebirge der Vogesen schützt das Weinanbaugebiet gegen die ozeanischen Einflüsse, so dass hier die niedrigsten Niederschlagsmengen Frankreichs gemessen werden (450-500 mm pro Jahr). Das wirkt sich auch auf das Klima aus: Es ist halbkontinental, sonnig, warm und trocken. Die Weinberge liegen in einer Höhe von 200-400 m am Fuß der Vogesenausläufer und genießen eine optimale Sonneneinstrahlung. Die Geologie des Elsass bietet Granit, Kalk, Lehm, Schiefer und Sandstein. Auf diesen Böden gedeihen die zahlreichen Sorten bestens.

Weine

Das Elsass ist Frankreichs östlichstes Weinanbaugebiet mit AOC-Status.

Im Elsass ist der Verkauf von Fasswein untersagt. Der Wein muss beim Verkauf in Flaschen, die hier schmal und hochgezogen sind, abgefüllt sein. Die Flaschen werden aufgrund ihrer Form als flûte ("Flöte") bezeichnet.

Erzeugt werden überwiegend Weißweine aus den Rebsorten:

Die Crémants d'Alsace sind delikate Schaumweine, die nach traditioneller Art hergestellt werden und eine zweite Gärung in der Flasche durchlaufen. Die Crémants d'Alsace sind nach dem Champagner die in Frankreich beliebtesten Qualitäts-Schaumweine.

Schließlich sind auch die erlesenen Qualitäts- und Likörweine zu nennen, die Vendanges Tardives (Spätlese) und die Sélections de Grains Nobles (Trockenbeerenauslese): Es sind gehaltvolle Weine von beachtenswerter Komplexität und vollmundigem Gaumen!

Der Edelzwicker ist ein Verschnitt aus mindestens zwei Rebsorten.

Bekannte Weine

Werbung für den Klevener de Heiligenstein

Appellationen

Typische Elsässer "Flöte" mit einem Elsässer Weinglas

Der AOC-Status wurde dem Elsass schon 1945 verliehen und seither mehrmals ergänzt und abgeändert. Seit 2011 kann das Qualitätssiegel AOC Alsace den Namen eines Ortes oder einer Einzellage als Ursprungsbezeichnung ergänzt werden.

Ein einziger Blick genügt, um eine Flasche Elsässer Wein zu identifizieren: Alle kohlensäurefreien Weine müssen in der schlanken "Flöte" abgefüllt werden. Überdies dürfen die Weine der 53 AOCs nur im Elsass abgefüllt werden.

Es existieren folgende Appellationen:

  • Die AOC Vin d'Alsace oder AOC Alsace ergänzt um den Namen der Rebsorte oder Edelzwicker. Eine Lagenbezeichnung ist hier nicht vorgesehen. Es kann jedoch seit 2011 eine lokale Herkunftsbezeichnung hinzukommen. Die Appellation ist Garant für die Echtheit Elsässer Weinberge und des Könnens seiner Winzer. Es gibt Weine aus nur einer Rebsorte ("sortenrein") oder auch solche, die aus verschiedenen Rebsorten gekeltert werden (Cuvées). Um Weine spezielle Geschmacks oder höherer Ansprüche zu finden, kann man die AOC d'Alsace-Weine aus solchen mit geschützter geografischer Herkunft wählen.
Folgende Lagen (Communales) tragen das Qualitätssiegel AOC Alsace: Bergheim, Bienschwiller, Côtes de Barr, Côte de Rouffach, Coteaux de Haut-Koenigsburg, Klevener de Heiligenstein, Rodern, Saint-Hippolyte, Scherwiller, Ottrott, Vallée Noble, Val Saint-Grégoire und Wolxheim.
Noch strengere Produktionsregeln als bei den kommunalen Ursprungsbezeichnungen gelten bei den Einzellagen (Lieux-dits), die die Böden bezeichnen, auf denen die Weine ihre spezifischen Merkmale entwickeln.
  • Die AOC Alsace Grands Crus mit Lagenbezeichnung und Rebsorte. Einzig der Riesling, der Gewürztraminer, der Pinot Gris und der Muskat sind hierfür zugelassen. Die AOC Alsace Grand Cru wurde 1975 erlassen, aber erst 1983 mit den ersten 25 Lagen eingeführt. Im Jahr 1992 wurden weitere Lagen benannt. Seitdem existieren 51 Einzellagen, die über den Status Grand Cru verfügen.
  • Die AOC Crémant d'Alsace. Seit 1976 dürfen die Crémants diese Bezeichnung tragen. Schaumwein nach der Champagnermethode wurde schon im 19. Jahrhundert hergestellt. Als Basis für die Schaumweine dienen meist Pinot blanc und Pinot gris. Weiter zugelassene Sorten sind Chardonnay, Riesling und Pinot noir (als Crémant rosé). Heute sind die elsässischen Crémants auf dem französischen Crémant-Markt führend.

Weinproduktion

Die durchschnittliche Jahresproduktion im Elsass beträgt ca. 1,2 Mio. hl (160 Mio. Flaschen). Im Jahr 2004 betrug die Ernte 1.263.564 hl; dies entspricht einer Steigerung von 7,4 % im Bezug auf die letzten 5 Jahre und etwa 19 % der gesamten französischen Qualitätsweinproduktion. Ca. 13 % der Ernte werden in Flaschengärung zu Crémant d'Alsace verarbeitet.

Rebsorten und Weine

Zu etwas mehr als 90% werden im Elsass weiße Rebsorten kultiviert und überwiegend reinsortig ausgebaut. Die größte Ausnahme ist hier der Edelzwicker.

Grands Crus aus dem Elsass

Die am besten gelegenen Lagen wurden schon seit langem geschätzt. Erst seit 1975 haben die Behörden diese Lagen als Alsace Grand Cru klassifiziert. Zugelassen sind nur die Rebsorten Riesling, Gewürztraminer, Muscat und Pinot Gris. Der Höchstertrag liegt bei 70 hl/ha. Dieser Wert ist außergewöhnlich hoch, wenn man bedenkt, dass z.B. ein Premier Cru aus dem Burgund auf 30 hl/ha beschränkt ist. Insgesamt sind 51 Lagen in 47 Orten zugelassen. Ihre Rebflächen bewegen sich zwischen 3 und 80 ha.

Die berühmten 51 Lagen:

Siehe auch